Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang.
Rainer Maria Rilke
Was klingt bei Dir an, wenn Du dieses Gedicht von Rilke liest?
Was bedeuten „wachsende Ringe“ in Deinem Leben?
(Foto: Wechselkröte im Mannheimer Naturschutzgebiet – Der „Gesang“ erzeugt die „wachsenden Ringe“ im Wasser. Hier ein kurzes Video dazu)
Ich liebe diesen Text von Rilke sehr und danke Dir dafür, ihn hierhergestellt zu haben !
Auf Anhieb denke ich dabei an ein kleines Gedicht, das ich vor vielen Jahren, noch recht jung und in schwieriger Lebenssituation, schrieb :
Gott, gib mir Zeit
Nie in diesem Leben
werden meine Augen
ihren vollen Glanz ausstrahlen.
Denn das Glück,
das ich ersehne,
gibt es nicht
und gab es nie
auf dieser Welt.
Doch in der Einfalt
meines Herzens
träume ich davon.
Und noch im Wachen
sehn‘ ich mich
und hoffe, wohl
bis dies dumme Etwas
seinen letzten Schlag getan.
Und such in kleinen
Dingen dieses Lebens
Stück um Stück
das Einz’ge, Grosse,
mir zusammen.
Gott, gib mir Zeit,
mein Sein auf diese
Art noch zu vollenden!
(13.6.1968)
Liebe Sonntagsgrüsse,
Ingeborg
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Liebe Ingeborg,
dieses von Dir vor 48 Jahren geschriebene Gedicht ist wunderschön und gibt für mich ein jugendliches Sehnen, Hoffen (und Drängen) wieder. Bestimmt ist es sehr spannend, jetzt, mit bald 50 Jahren mehr Lebensjahren (-erfahrung) ein weiteres Gedicht zu schreiben, das die „wachsenden Ringe“, die Dich daran erinnert haben, auch enthalten.
Herzliche Grüße nach Frankreich
Axel
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